„Die wollte total meinen Schreibstil ändern“ – „Ich sollte das ganze Buch umschreiben“ – „Ich musste dafür kämpfen, meine Lieblingsstellen im Manuskript zu behalten.“ Das und Ähnliches hören wir immer wieder, wenn es um die Erfahrung mit Lektoraten geht.
Allein das Wort „kämpfen“ zeigt, dass hier etwas ganz grundlegend schiefläuft. Das Stichwort, das stattdessen auftauchen sollte, ist „gemeinsam“. Natürlich kann niemand jemals zu einhundert Prozent garantieren, dass die Zusammenarbeit im Lektorat absolut reibungslos verläuft. Es gibt aber einiges, was man tun kann, um eine gute Basis für die Zusammenarbeit zu schaffen.
Wir nehmen keine Bücher, die uns nicht in der Rohfassung bereits gefallen, daher muss bei uns niemand ein komplettes Buch umschreiben. Falls uns ein Buch gefällt, aber beispielsweise doch was Grundlegendes geändert werden müsste, schreiben wir entsprechende Person an, was das wäre, und bieten an, das Buch dann nochmals einzureichen.
Eine Lektorin ändert nicht „den kompletten Schreibstil“, das hieße ja, der Schreibstil gefällt uns nicht … und ein Buch, das uns in großen Teilen nicht gefällt, verlegen wir nicht. Passend zum Thema schaut mal in unsere Postings „Manuskriptsichtung“ und „Was eine Lektorin nicht tun sollte“ (erscheint nächste Woche).
Die Chemie zwischen Lektorin und Autorin sollte stimmen und beide bereit sein, aufeinander zuzugehen. Das bedeutet, Lektorin und Autor bzw. Autorin arbeiten als Team. Es ist nicht so, dass unsere Autoren und Autorinnen ihr Manuskript an den Verlag schicken und dann einfach kommentarlos eine überarbeitete Version vorgesetzt bekommen.
Zuerst nehmt ihr Kontakt miteinander auf und stellt euch einander vor. Das Vorgehen sowie Wünsche und Unsicherheiten werden im Vorfeld geklärt, erst dann geht es an das Lektorat mit zwei Durchgängen.
und was ist, wenn man sich nicht einigen kann? Zwar ist es am Ende der Verlag, der das letzte Wort hat, aber wir sind immer darum bemüht, dass am Ende alle mit dem Ergebnis zufrieden sind, und tun alles dafür, um das zu erreichen. Auch wenn es dabei mal zu Reibungen kommen sollte – was bisher noch nicht vorgekommen ist –, sind wir alle erwachsene Menschen und sollten gemeinsam eine angemessene Lösung finden.